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Israel und Gaza. Eine quantitative Analyse

Liebe Freunde,

mich gibt es noch. Das hättet Ihr nicht gedacht, was? Wie sich treue Leser der Artikel meiner Herrin erinnern, bin ich hier zugange seit dem Mauerbau in Israel. Aber manchmal durfte ich nicht blöken, es wäre zu wichtig. Als Covid-19 kommt, erklärt sie tatsächlich, daß sie jetzt selbst das Schaf wäre. Doch als die junge Weltführerin Annalena vom Trampolin springt, kommt sie wieder zu sich: Kümmere du dich um die Chef-Diplomatin, das bringe ich nicht," haucht sie. Das ist anderthalb Jahre her, blök!

Jetzt aber soll ich mit meinen Klauen in die Tasten hauen, weil ihr zu Gaza-Israel nichts mehr einfällt, und sie meint, viele ihrer Leser hätten erst einmal genug aufbereitete Neuigkeiten von Leuten, die weder vor Ort sind, noch Familienmitglieder, um die sie sich sorgen, in Israel haben, und vor allem, denen die Reaktionen in Deutschland und Frankreich auf den Überfall der Hamas reichen.

In Frankreich sind alle, die etwas auf sich halten, ausgenommen La France insoumise (LFI)und le Nouveau Parti anticapitaliste (NPA), an der Seite der Israelis, Staatspräsident Emmanuel Macron wird um 20 Uhr einmal mehr stirnrunzelnd etwas lispeln, vielleicht militärische Unterstützung versprechen, CNews weiß jetzt schon, daß das nur Coup de com' ist, also nix Neues unter der Sonne!

"Schaf," ruft meine Herrin plötzlich, "in der guten alten Zeit meines Publizistikstudiums, ohne Internet, wir hatten nicht einmal einen Kopierer! habe ich quantitative Analyse gelernt, und die fällt mir heute ein, als ich meine Dorfzeitung L'Indépendant zum Thema Israel und Gaza lese."

Worum geht es? Es geht darum einzuschätzen, was die beflissenen Israelfreunde wirklich meinen, was immer sie reden und schreiben mögen. Bei Zeitungstexten hilft die quantitative Analyse, in der die Artikel zunächst nicht inhaltlich, sondern zeilen- und zentimeterweise analysiert werden.

Sie wirft mir die beiden Artikel, um die es ihr geht, und dazu ein Lineal in den Pferch vorm Ferni: "Da, sieh zu und rechne! Vergiß auch nicht die Überschriften und die Fotos," ergänzt sie streng.

Die beiden Artikel finde ich nicht im Internet unter L'Indépendant, wohl aber unter ähnlichen, ausführlicheren Titeln, auf der Website der Zeitung Midi Libre, die aus dem selben Verlagshaus Groupe La Dépêche kommt. Deren Präsident und Mitbesitzer Jean-Michel Baylet ist, ein sozial-liberaler linker Multifunktionär; er war mal Minister, ich habe dazu am 14. Juli 2018 geblökt und einige Gruppenmitglieder vorgestellt: 14 deutsch-okzitanische Tage der großen Harmonie.

Auf der ungeraden Seite France - International stehen, im Indépendant, am 12. Oktober 2023, Artikel über Gaza und Israel, der über Gaza steht oben, der über Israel darunter, blök!

La situation à Gaza est catastrophique. "Die Lage in Gaza ist katastrophal" und Comment Kfar Aza est passé du paradis à l'enfer. "Wie Kfar Aza vom Paradies in die Hölle gekommen ist"

Platz des Artikels. Gaza: 23 cm hoch, 19 cm breit - Israel: 16,8 cm hoch, 19 cm breit
Überschrift. Gaza: 1,5 cm hoch - Israel: 1 cm hoch
Foto. Gaza: überm Artikel, 20 cm breit, 7 cm hoch - Israel,  rechts oben, im Text: 8 cm breit, 6 cm hoch
Spalten. Gaza: 4 Spalten - Israel: 3 Spalten
Zeilen. Gaza: 100 Zeilen - Israel: 78 Zeilen

Die Titel sind im Internet wie oftmals länger und ausführlicher als in der Zeitung.

'La situation à Gaza est catastrophique', 'la population est terrifiée' : l'ONG Médecins sans frontières s'inquiète pour les civils. "'Die Lage in Gaza ist katastrophal', 'die Bevölkerung hat furchtbare Angst': Die NRO Ärzte ohne Grenzen macht sich Sorgen um die Zivilisten"

'Des coins de paradis transformés en enfer' : qu'est-ce que les kibboutz, ces villages communautaires massacrés par le Hamas ?"'Winkel des Paradieses in Hölle verwandelt'. Was sind Kibbuzim, diese von der Hamas massakrierten Gemeinschaftsdörfer?"

"So, Herrin," blöke ich schüchtern, "bis hierher habe ich keinen Inhalt kommentiert, ich weiß aber bereits nach der quantitativen Analyse, daß die Medien der Groupe la Dépêche nicht objektiv und ausgewogen berichten, sondern daß sie auf der Seite der palästinensischen Araber stehen; denn obgleich Israel von der Hamas überfallen wurde, und seine Regierung erst daraufhin Vergeltungsmaßnahmen einleitete, steht der Artikel zu Gaza groß und mit entsprechenden Fotos über dem kleineren zu Israel."

"Schaf," seufzt meine Herrin, "wenn du sie erst liest, die beiden Artikel, dann weißt du, auf wessen Seite die Mehrheit der Politiker und Medien Frankreichs steht."



Blök!
Euer Schaf,
deutscher Heidschnuckenbock

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