Anti-Frankreich-Demonstration am Unabhängigkeitstag, in Niamey, 3. August 2023
Niger: inquiétudes occidentales avant les manifestations pour l'anniversaire de l'indépendance
AFP Niamey, Courrier international, 3 août 2023
Mehr als 1000 Personen sind seit Mittwoch, 2. August 2023, von Frankreich aus Niger ausgeflogen, laut AFP hauptsächlich Amerikaner, Kanadier und Belgier. Mit den ersten vier Flügen wurden 992 Personen aus dem Land gebracht, darunter 560 Franzosen.
Was denn nun? Fünfter Flug? Mehr als Tausend? 992 in vier Flugzeugen? Unwichtig?
Die ECOWAS bereitet ein militärisches Eingreifen vor, wenn es sich auch um "die letzte Option auf dem Tisch" handelt. Diese Option soll gewählt werden, wenn der von der Junta abgesetzte Präsident Mohamed Bazoum nicht wieder eingesetzt wird. Da die Junta mehrfach erklärt hat, dies nicht zu tun, ist die Gewinnmaximierung der westlichen Rüstungsindustrie, diesmal endlich auch Frankreichs, im großen Stil sowie der Produktion von Tausenden von "Ukrainern" nahe gerückt.
"Putsch in Niger: Eine militärische Intervention wäre 'die letzte Option auf dem Tisch', laut ECOWAS"
Putsch au Niger : une intervention militaire serait «la dernière option sur la table», selon la Cédéao.
Die Äußerung tut der in der ECOWAS für Politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit zuständige Kommissar Abdulfatar Musa, von dem man im Internet nicht erfährt, aus welchem der 15 Länder er stammt. Darf man raten? Aus einem (noch) mit dem Westen liierten Land.
Es ist schon deshalb unmöglich, ihn zu finden, weil er nicht so heißt, sondern Abdel-Fatou Musah, Phd, und er ist aus Ghana, im Rang eines Botschafters, aber das ist den französischen Agenturen und Medien unwichtig. Was interessiert ein Name, wenn schon die Staaten insgesamt nur im Hinblick auf die Interessen des Westens interessieren?
"Botschafter Musah bekam seinen Bachelor von der Universität von Ghana, Legon, gefolgt von einem Masters in Mass Communication und einem Doktor in Historischen internationalen Beziehungen von der staatlichen Lomonossow-Universität Moskau. Er spricht fließend Englisch, Französisch, Russisch, Hausa und Twi."
Die Hausa sind in West- und Zentralafrika mit 76 Millionen die größte ethnische Gruppe.
Wenn man davon ausgeht, daß der Muslim Abdel-Fatou als Kind zuerst Hausa und Twi lernt und spricht, sieht man an der Auflistung, wie unwichtig diese Sprachen in der ECOWAS sind. Da geht es um Englisch und Französisch. Was sein Studium in Moskau angeht, witzelten wir zur Zeit der Sowjetunion: Wer in den USA studiert, kommt als Kommunist zurück, wer in Moskau studiert, kommt als Kapitalist zurück. Das galt besonders für die Lumumba-Universität seligen Angedenkens.
"Wir dürfen Afrika keinesfalls verlassen"
Il ne faut pas quitter l'Afrique!. Par Renaud Girard, Le Figaro, 31 juillet 2023
Das ist doppeldeutig, es nicht zu verlassen und, es nicht im Stich zu lassen. Aus den folgenden Ausführungen ergibt sich aber, daß es ihm um die Ausbeutung der "immensen Ressourcen Afrikas" geht, "das mittelfristig eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft einnehmen" werde. "Kulturell hat Frankreich einen komparativen Vorteil. Man muß ihn voll ausspielen und denjenigen helfen, die uns darum bitten." Tja, es bittet nur kaum noch einer, daß Frankreich bleiben möge, im Gegenteil, und deshalb frotzelt Leser PA75, am 02/08/2023, 00:13 Uhr: "Das Ideal wäre, wenn Frankreich es erreichte, in Frankreich zu bleiben. Das ist noch nicht gewonnen ...!" und spielt damit an auf die Veränderung Frankreichs durch Millionen von legalen und illegalen afrikanischen Immigranten.
Was den kulturellen Vorteil Frankreichs in Afrika angeht, sollte man an Libyen 2011 denken!
Renaud Girard, dessen Kolumnen ich meistens sehr schätze, vor allem, wenn es recht ausgewogen um Rußland geht, erfrecht sich zu behaupten, den Kolonien wäre "die Unabhängigkeit gewährt" worden, les indépendances accordées, von oben nach unten, heißt das. Ohne die Großzügigkeit Frankreichs wären die ehemaligen Kolonien Afrikas jetzt abhängig wie die Überseegebiete Frankreichs, wie Neukaledonien und Polynesien beispielsweise, oder wie Mayotte? Niemals, jamais !
Die 15 Mitgliedsstaaten der ECOWAS, ehemalige britische, französische und portugiesische Kolonien, sind untereinander uneinig, wie mit Niger zu verfahren ist. Wenn da militärische Interventionen stattfinden, werden sie nicht von allen gegen Niger, sondern der einen gegen die anderen ECOWAS-Staaten ausgetragen, was den Rüstungsindustrien Frankreichs, Großbritanniens und der USA Aufträge brächte. Vielleicht könnte Rheinmetall ja zusätzlich 'nen in Deutschland gefertigten Leopard einfliegen?
Das Komitee der Chefs des Militärstabs (CCDS) der ECOWAS-Mitglieder kommt auf Beschluß der Staatschefs der ECOWAS, vom 30. Juli 2023, zu einem Außerordentlichen Treffen über die politische Lage in der Republik Niger zusammen, in Abuja, vom 2. bis 4. August 2023.
Nebenbei erfährt man, daß der britische Außenminister James Cleverly, nomen est omen, sich ebenfalls in Abuja aufhält und mit dem nigerianischen Präsidenten Bola Tinubu, Muslim und vom ethnischen Stamm der Yoruba, zusammentrifft. Wer seitens Frankreichs dort herumlungert, ist unklar.
Die ECOWAS-Mitgliedsstaaten Gambia, Ghana, Nigeria, Sierra Leone und Togo sind Mitgliedsstaaten des Commonwealth of Nations. Dort residiert in jedem Land ein Hochkommissar der britischen Krone. Dr Richard Hugh Montgomery ist Hochkommissar in Abuja, seit April 2023.
James Cleverly übt auf die versammelten Mitglieder des Commonwealth of Nations der ECOWAS Druck aus, den Renaud Girard allerdings Rußland unterstellt. Gegen Frankreich auftretende Afrikaner wären "vom Ausland manipuliert", heißt von Rußland - oder gar von China?
gauloisrefractaires kommentiert, am 02/08/2023, 17:36
"Am drolligsten in dieser Lage ist, daß die westlichen Länder und die ECOWAS seit Jahrzehnten unfähig sind, die Dschihadisten Afrikas auszurotten, aber sie wären bereit, einen 'Gegen-Putsch' zu führen, um das von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnte 'Kolonialregime' wieder einzusetzen? Diejenigen, die die Verantwortung übernehmen werden, auf die Gewalt zurückzugreifen, riskieren, ganz Afrika in einem noch nie auf dem gesamten Kontinent gesehenen 'Bruderkrieg', dessen Folgen unabsehbar sind, in Flammen aufgehen zu lassen."
Vielleicht ist das ja eine Absicht? Bruderkrieg zur Verringerung der Anzahl der Afrikaner? Wir EU-Bürger können nur hoffen und beten, daß die Folgen eines solchen Vorgehens bedacht werden.
"Zusätzlich zu einem Ultimatum von einer Woche zum Rücktritt der Junta, um die verfassungsmäßige Ordnung wieder herzustellen, und die Aussetzung von Finanztransaktionen mit Niger hat die ECOWAS das Einfrieren aller Dienstleistungen, einschließlich der Energietransaktionen dekretiert." Die Weltbank, die Niger im letzten Jahr 1,5 Milliarden Dollar überwies, stellt ihre Zahlungen ab sofort ein. Nigeria, Emmanuel Macrons Lieblingsland, hat Niger jetzt schon mal den Strom abgedreht.
MOSCOU APPELLE AU "DIALOGUE"
La Russie appelle au "dialogue" pour éviter une "dégradation de la situation".
"Rußland ruft zum 'Dialog' auf, um eine 'Verschlechterung der Lage' zu vermeiden."
Niger warnt vor ausländischer Einmischung – Afrikaner unterstützen Putschserie auf dem Kontinent. RT, 3 Aug. 2023 12:35 Uhr
Viele junge Afrikaner unterstützen nach einem Bericht der UNO die Putschserie auf dem Kontinent.
"Der Bericht sagte, daß 'paradoxerweise' die Unterstützung der Bevölkerung für den kürzlichen Militärputsch in Afrika 'symptomatisch ist für eine Welle neuer demokratischer Bestrebungen, die sich über den Kontinent ausbreiten', da überwiegend Jugendliche zunehmend frustriert sind von den bestehenden wirtschaftlichen und politischen Systemen und auf einen schnelleren Wechsel drängen, als Wahlen bringen können," berichtet Cara Anna, AP, am 2. August 2023.
Die UNO hat von Afrikanern in Afrika ihre Meinung erfragt. Man kann aber davon ausgehen, daß auch die jungen Afrikaner in Frankreich das so sehen. Das hindert Emmanuel Macron und seine Regierung nicht daran, immer mehr junge Afrikaner in Frankreich aufzunehmen. Jetzt werden aus Niger noch diejenigen hinzukommen, die nicht unter der neuen Regierung leben wollen.
"Wir sind immer ein Einwanderungsland gewesen und werden fortfahren, das zu bleiben," erklärt der Staatspräsident dem in den Pazifik mitreisenden Loris Boichot, vom Figaro Magazine, gegen die Tatsachen, die nachzulesen sind in der Geschichte der Merowinger und Karolinger.
Affaire à suivre ...
Niger. Erwidert Frankreich auf unnachgiebige Art? 31. Juli 2023/Updates 1. und 2. August 2023
Der Putsch in Niger ist eine Katastrophe für Frankreich. 29. Juli 2023/Updates, 30 Juli 2023