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Channel: Blog von Gudrun Eussner
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Ein unwürdiges Schauspiel

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Ich gebe zu, daß ich mich lange nicht so geirrt habe! Nicht berücksichtigt habe ich den Grad der Verkommenheit der alt gewordenen extremen Linken, die den Staatspräsidenten vorführt in einer Auftaktveranstaltung der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des "Mai 68". Dabei hat Emmanuel Macron das Nationaltheater von Chaillot ausgewählt, weil dort vor 70 Jahren von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte angenommen wurde.

Die Kulisse des "Interview" genannten Stückes bilden der Eiffelturm und das Champ de Mars.

Zwei in Gesicht und Verstand zerknitterte ehemalige rechts- bzw. linksextreme Aktivisten* mit offenem Hemdkragen fläzen sich ihm gegenüber, bereit, ihn auseinander zu nehmen, der da adrett gekleidet vor ihnen sitzt. Dem Alter nach könnte er ihr Sohn sein.

Warum nur erinnert mich die Szenerie an ein Kalenderblatt des Elefanten Press Karicartoon von vor mindestens 30 Jahren? Das Blatt ist in der Mitte geteilt. Oben, auf zwei Stühlen, ein bürgerlich gekleidetes Ehepaar, Frau im Kostüm, Mann in Anzug, Hemd mit Schlips, vor ihnen ihr aufmüpfiger Sohn in Hippie-Klotten und mit Zauselhaarschopf. "Mußt du uns denn immer ärgern?" steht in einer Sprechblase aus dem Mund des Vaters.

Unten ein auf dem Sofa hingefläztes Paar mit Strubbelfrisur, in Hippie-Klotten, vor ihnen, sehr aufrecht, ihr Sohn in Anzug, Hemd mit Schlips. "Mußt du uns denn immer ärgern?" steht in einer Sprechblase aus dem Mund der Mutter.

Unten, heruntergekommen, das sind Edwy Plenel und Jean-Jacques Bourdin, und sie lassen nichts unversucht, den Staatspräsidenten Frankreichs zu sich herunter zu ziehen. Während er sie anredet als "Monsieur Plenel", "Monsieur Bourdin", ist er für sie "Emmanuel Macron", nicht etwa, und wenn es nur ein oder zwei Mal wäre, "Monsieur le Président". Sie wenden sich an ihn wie an einen Kumpanen, dem man jetzt einmal ordentlich einheizt. Deutlicher können sie ihre Mißachtung der Institutionen der Nation nicht zeigen.

Die Themen des knapp dreistündigen Theaters, es dauert von 20:35 bis 23:22 Uhr:

Der Militärschlag der "internationalen Staatengemeinschaft", wie der Präsident den laut Baschar al-Assad "trilateralen Überfall" der USA, Großbritanniens und Frankreichs bezeichnet. Er ersetzt den Begriff "Legalität" durch "Legitimität", benutzt beide gleich und beseitigt so das internationale Recht, das gegründet ist auf der Achtung der Souveränität der Staaten. Das wird von dem Altlinken weder bergrüßt noch hinterfragt. Und ich dachte, es müßte dem Trotzkisten Edwy Plenel eine Freude sein, daß dem verhaßten Rußland eins ausgewischt wurde.


Im Interview erklärt der Staatspräsident Frankreichs, "daß er den amerikanischen Präsidenten Donald Trump überzeugt hätte, seine Truppen nicht aus Syrien zurückzuziehen und 'auf Dauer zu bleiben'." Aber "nur Stunden später antwortete das Weiße Haus, in dem es mitteilte, es wollte die US-Streitkräfte von dort "so schnell wie möglich nach Hause holen'." Es ist Schluß mit dem flotten Dreier!

60:40 lehnen 66 716 Leser des Figaro die Luftschläge gegen Syrien ab. Stand: 19:30 Uhr

Was sonst noch zur Debatte steht? Mein Provinzblatt L'Indépendant faßt es für seine Zeitungsleser, vom 16. April 2018, in einem AFP-Bericht zusammen: "Während der Diskussion, die bis spät in den Abend dauerte, haben die Hauptdarsteller kreuz und quer auch noch die Religion, die Universitätsreform, den Terrorismus, die Steuerflucht, das Einwanderungsgesetz oder auch noch die Finanzmittel der Krankenhäuser erwähnt."

Trefflich! Der Islam, das Hauptproblem in Frankreich und in Westeuropa, wird um 22:40 Uhr erstmals thematisiert, ich habe auf die Uhr gesehen. Es geht ums Kopftuch, freiwillig, oder nicht, im öffentlichen Raum, halt das ganze Programm. Um 22:40 Uhr hätte das Theater schon beendet sein sollen.

Das Großereignis des Pariser Theaterlebens war ein unwürdiges Schauspiel (BFMTV-Vidéo)!

"Hatte Emmanuel Macron recht, dieses Streitgespräch mit Jean-Jacques Bourdin und Edwy Plenel zu führen?" 46% Oui/Ja, 54% Non/Nein. 25 908 haben abgestimmt. Stand: 19:30 Uhr
Emmanuel Macron a-t-il eu raison de faire ce débat face à Jean-Jacques Bourdin et Edwy Plenel ?

Ich mache das kurz: Bitte suchen Sie bei Google News Lindsey Graham Douma und John McCain Douma, dieselben Neo-con Kriegstreiber mit Skripal. Desgleichen John Bolton Douma. Und nun warten wir alle, ob Donald Trump dabei bleibt, das US-Militär aus Syrien abzuziehen.

Trump Approval Index History: Hurra, endlich 51:48 Approval. Douma brachte einen Punkt!

Von Skripal bis Douma ist dazu da, Donald Trump auf Kriegstreiberlinie zu bringen.

*Ich habe mich noch ein weiteres Mal geirrt und Jean-Jacques Bourdin zunächst ganz selbstverständlich ebenfalls als ehemaligen Trotzkisten oder Maoisten eingeschätzt, gleichen sich doch beide Journalistendarsteller in Art und Argumentation.

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