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Frankreich. Alle Jahre wieder Dîner du CRIF

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Foto alle Jahre wieder, dies ist vom 20. März 2013.

Heute ist es wieder so weit, und man feiert ein Jubiläum, das 30. Dîner du CRIF, des Conseil Représentatif des Institutions juives de France. In diesem Jahr redet, speist und trinkt man im Zeichen der Sorge.

Es war in diesem Jahr schon allerlei los in Frankreich, von Morden an vier Juden im Hyper Cacher und zwei Juden in der Redaktion des Charlie Hebdo bis zur Schändung des jüdischen Friedhofs von Sarre-Union, Département Bas-Rhin. Auch international haben sich die muslimischen Glaubenskämpfer nicht lumpen lassen, Stichwort Kopenhagen. Von zwei ermordeten Menschen war einer Jude.

Le dîner du Crif sous le signe de l'inquiétude. 700 Gäste, gewissermaßen 700 "Charlies", darunter Staatspräsident François Hollande und Premierminister Manuel Valls, ein Dutzend ihrer Minister, ein ex-Präsident, wahrscheinlich Nicolas Sarkozy, und zwei ehemalige Premierminister, Taschenträger François Fillon und Alain Juppé, der Freund des Arabischen Frühlings (pbuh). Sie müssen schon deshalb die Einladung annehmen, weil sie sich für 2017 zu Präsidentschaftskandidaten aufbauen und dazu um die Stimmen der Juden Frankreichs werben, selbstverständlich, ohne dabei die viel größere Wählerschaft der Muslime aus dem Blick zu verlieren. Das Dîner du CRIF ist allseits beliebt, da trifft man sich, tut so, als lausche man ergriffen den Reden, bespricht informell politische Entscheidungen, kungelt und kunkelt, Geschäfte werden angebahnt, und es wird geschmaust.

Vertreter religiöser Gemeinschaften werden erwartet. Darf man raten?

Der Vorzeige-Imam von Drancy Hassen Chalghoumi, der Rektor der Großen Moschee von Paris Dalil Boubakeur, weitere Muslimfunktionäre, die die Muslime Frankreichs so wenig vertreten wie der CRIF und der ZdJ die Juden von Frankreich und Deutschland. Sie sitzen an Ehrentischen, und los geht's mit den Reden, deren Inhalt allen längst bekannt ist; denn jahraus, jahrein wiederholt sich das Schauspiel. Am folgenden Tag stehen sie auf der Website des CRIF, aber man muß sie nicht lesen und sich den Tag damit verderben.

Der Präsident des CRIF hat einen neuen Feind ausgemacht, den Glaubenskampf der Muslime. Roger Cukierman : "Le jihadisme est le nouveau ennemi de la France." Der wird den ganzen Abend angeprangert, und es wird gewarnt, die Werte der Republik sind in aller Munde, und die Regierungsvertreter versprechen, die Juden zu schützen.

Wer wissen will, wie das vor genau zehn Jahren war mit dem Dîner du CRIF, der lese bitte diesen Artikel, vom 24. Februar 2005: Dieudonné und das Dîner des CRIF. Alles über die beliebten Veranstaltungen im Archiv meiner alten Website. Auch auf diesem Blog gibt's einiges. Dîner du CRIF in die Suchfunktion, wen's interessiert. Hier zum Schnuppern das 28. Dîner du CRIF im Artikel Frankreich. Warum daraus nichts wird. Prunk und Heuchelei. Dort heißt es unter anderem:

Aber François Hollande, immer im Dienst für Volk und Vaterland, für die Grande Nation, hastet von einem Termin zum nächsten und seine Maîtresse Valérie Trierweiler mit ihm. Am selben Mittwoch, 20. März 2013, heißt es für den Staatspräsidenten, am Abend Antreten beim Conseil Représentatif des Institutions juives de France (CRIF) zur 28. Ausgabe des Dîner du CRIF, zum rendez-vous annuel du gotha politique français, zum Treffen der französischen Politiker mit Rang und Namen. Jean-Marc Ayrault, obgleich mit Rang und Namen, muß nicht mit, denn verabredet ist, daß mindestens einer der Einladung folgt, entweder der Staats- oder der Ministerpräsident. Der Menge der Minister und anderen Regierungsbeamten ist keine Grenze gesetzt, so daß Judenfeinde von Dieudonné M'bala M'bala bis zu den Funktionären der Muslimvereinigungen sich auslassen über die Macht der Juden in Frankreich. In meinem Archiv befinden sich zu dem Thema zahlreiche Artikel. Auch auf diesem Blog gibt's dazu einiges, bitte "CRIF" in die Suchfunktion eingeben, und der Leser ist mitten im wirklich wahren Leben.

Wer geballte Heuchelei erleben will, der lasse sich zum 29. Dîner des CRIF einladen. Auf dem Dîner schwingt alljährlich entweder der Staats- oder der Ministerpräsident trotz besseren Wissens, trotz Nichtstuns der Regierung, eine Rede immer gleichen Inhalts, Thema mit Variationen: Die Juden sind Teil Frankreichs, der Antisemitismus wird mit allen Mitteln bekämpft, die Juden brauchen keine Angst um ihre Unversehrtheit zu haben usw. Der Präsident des CRIF Richard Prasquier präsidiert das in diesem Jahr [2013] zum letzten Mal, ab dem nächsten Jahr [2014] schüttelt sein Nachfolger die erlauchten Hände. Le Crif salue l'engagement de Hollande, betitelt Le Figaro den Bericht von Judith Waintraub, der CRIF begrüßt den Einsatz von Hollande. 

Sobald die Reden vom 30. Dîner du CRIF online sind, verlinke ich sie hier.

Spannend! Hier die ersten Scharmützel der Schlammschlacht aller gegen alle! Dalil Boubakeur ist beleidigt und nimmt nicht teil, ein Charlie weniger. Angriffe auf Roger Cukierman, er öffne dem Front National (FN) Tür&Tor. Der ist aber nicht eingeladen, weil nicht zur Republik gehörend und daran gehindert, den Charlie zu machen. Louis Aliot ist auch sauer, aber nicht, weil er als Nicht-Charlie nicht eingeladen ist, sondern weil Roger Cukierman erklärt, der Front National wäre infréquentable, geächtet heißt das. So bestimmt der Präsident des CRIF eben einmal über diejenigen Franzosen, die FN wählen, das sind ein Drittel der Wähler, und über die Hälfte der UMP-Anhänger, die nichts gegen den FN haben. Das sind insgesamt die Hälfte aller französischen Wähler.

Sag einer, es bestehe ein Unterschied zwischen Roger Cukierman und Dr. Josef Schuster.

Musulmans, Le Pen : le président du Crif déclenche une vive polémique

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