„Dem Westen wird vom Rest der Welt nicht gefolgt“
Michel Duclos: «L’Occident n’est pas suivi par le reste du monde».
Propos recueillis par Isabelle Lasserre, Le Figaro, 17 février 2023
Der ehemalige Botschafter Frankreichs in Moskau sagt, wie’s ist. Er ist heute Sonderberater beim Institut Montaigne, das 2016/2017 glühender Förderer des Emmanuel Macron ist, der jetzt, in München, auf der Sicherheitskonferenz, erklärt: „Die Zeit ist nicht reif für einen Dialog mit Rußland“. Die sieht er, wenn die Ukraine den „Sieg“ über Rußland errungen hat. „Macron ist bereit, Kiew in einem langen Krieg zu unterstützen“, ist der Aufmacher des Figaro, am 18. Februar 2023. [Foto]
Es ergießt sich, über die Seiten 2+3, das ganze Programm. Besonders wichtig für Emmanuel Macron sowie für Dassault Aviations, Besitzer des Figaro: Umgehende Aufrüstung aller NATO-Staaten!
"Das, wobei wir sind, es zu tun, das ist die Abschreckung durch eine europäische Wiederbewaffnung, so Emmanuel Macron, und wer sich so geziert ausdrückt, der denkt auch so.
Auf Seite 1 [Foto] wird erst einmal Patrick Saint-Paul bemüht für den Leitartikel über den "Zaubertrank des 'Magiers'", über Wladimir Putin, der Minsk 2, vom 11. Februar 2015, gar nicht durchsetzen wollte.
claude.peninque303, le 19/02/2023 10:32
Auf Seite 1 [Foto] wird erst einmal Patrick Saint-Paul bemüht für den Leitartikel über den "Zaubertrank des 'Magiers'", über Wladimir Putin, der Minsk 2, vom 11. Februar 2015, gar nicht durchsetzen wollte.
Von Petro Poroschenko und dessen Absichten ist nicht weiter die Rede, obgleich er ja ebenfalls unterschreibt und vier weitere Jahre, bis zum 20. Mai 2019, Präsident der Ukraine ist. Schon zu der Zeit ist es der russischen Regierung aber klar, daß der Westen keinen Frieden will:
Politologe Alexander Rahr zieht Bilanz zur MSC: "Wohl die letzte Konferenz in Friedenszeiten", RT De, 20 Feb. 2018, meint der Politologe und Putin-Versteher zum Ergebnis der Münchner Sicherheitskonferenz 2018.
Wie wahr!
Zum Zeugen wählt Leitartikler Patrick Saint-Paul den "Spin Doctor" Wladislaw Surkow, den Helden eines Buches von Giuliano da Empoli, der den Kriegstreibern des Westens Rußland gegenüber viel zu wohlwollend ist. Wladislaw Surkow ist die "graue Eminenz", der "russische Machiavelli", der "undurchsichtige" (NZZ) Berater Wladimir Putins, von 2013 bis 2020. Da fällt er in Ungnade, Wiki meint, der Veruntreuung von Geldern wegen, die für die ostukrainischen Separatisten gedacht waren. Aber beim Meister des Kreml weiß man nie, welche Niedertracht ihn gerade leitet!
Transatlantikern und Freunden des Pimmelpianisten ist alles und jeder recht, der Emmanuel Macron unterstützt, Rußland eine "Niederlage" beizubringen, nach der man über "glaubhafte Verhandlungen"überhaupt erst nachdenken könnte. NATO and the alliance’s partners must prepare for the aftermath of Ukraine’s victory: a diminished Russia. So etwa?
Mehrere französische Medien zitieren seine Worte, vom 18. Februar 2023, im Flugzeug, das ihn von der Münchner Unsicherheitskonferenz nach Paris zurück bringt ins Chaos um die Rentenreform:
"Emmanuel Macron: 'Rußland zu vernichten, das war nie Frankreichs Position'"
Emmanuel Macron sur l'Ukraine : « Écraser la Russie, cela n'a jamais été la position de la France ».Par François Clemenceau, Le Journal du Dimanche, 18 février 2023
Rußland niederschlagen, vernichten, völlig brechen, haushoch schlagen wollte er nie!
"Ich will die Niederlage Rußlands in der Ukraine, ich will nur, daß die Ukraine ihre Stellung verteidigen kann. Aber ich bin überzeugt, daß das am Ende nicht militärisch geregelt wird, erklärt Emmanuel Macron im Radio France Inter. Ich denke im Gegensatz zu gewissen [Kreisen] nicht, daß man Rußland vollständig besiegen, es auf seinem Boden angreifen muß. Diese Beobachter wollen Rußland vor allem vernichten, Das war nie die Position Frankreichs, und das wird sie niemals sein."
Mit "gewissen Kreisen" meint er laut AFP anscheinend vor allem die baltischen Staaten und Polen.
Da kann Wladimir Putin aber froh sein über diese Entscheidung des Staatspräsidenten Frankreichs!
"Emmanuel Macron will 'die Niederlage' Rußlands, aber ohne es zu 'vernichten'."
Guerre en Ukraine : Emmanuel Macron veut «la défaite» de la Russie, mais sans l'«écraser».
claude.peninque303, le 19/02/2023 10:32
"Wie kann ein Präsident eines bescheidenen Staates wie Frankreich solche zumindest unangebrachten, für Rußland erniedrigenden Erklärungen abgeben von einer Art, die mehr Groll und Abscheu schaffen als Wünsche nach Frieden. Er hat sicher noch nie die Welt betrachtet auf einer Karte der Südlichen Welt, genannt McArthur. 3 Aussi-Dollar in SYDNEY. Da hätte er Frankreich sehen können, wie es heute ist, ein kleiner Staat, am Ende der Welt, entfernt von den internationalen Routen. Er hat keine Kriegserfahrung, beispielsweise scheint er sehr überheblich zu sein ..."
"Das wirkliche Problem ist der Rest der Welt ... und das macht einige Milliarden, denen das vollkommen gleichgültig ist, oder die gar Rußland unterstützen. Wir haben kein Gewicht."
En même temps, zur gleichen Zeit, empört sich Kamala Harrisüber die Menschheitsverbrechen Rußlands in Butscha. Der tote Fahrradfahrer am Straßenrand darf zur Illustration nicht fehlen. Die US-Vizepräsidentin liefert damit die Rechtfertigung für weitere Enteignungen russischen Eigentums. Die USA sind pleite, sie brauchen jedes Gramm Gold, jeden Wert, dessen sie habhaft werden können.
Meine Dorfzeitung L'Indépendant titelt: "'Es ist nicht die Zeit für einen Dialog mit Rußland,' schätzt Macron ein." Ein ähnlicher Artikel, im Midi Libre derselben Mediengruppe: "Krieg in der Ukraine: 'Es ist nicht die Zeit für einen Dialog mit Rußland,' läßt Emmanuel Macron von München aus wissen."
"Die westlichen Verbündeten sind weitgehend unter sich," titelt die Wirtschaftswoche, vom 17. Februar 2023, über die fast 100 Teilnehmer zum Thema: "wie geht es weiter in der Ukraine".
Meine Dorfzeitung entdeckt auch noch die "große Frage der Beziehungen zu China" als Konferenzthema, und daß die Außenminister Chinas und der USA, Wang Yi und Antony Blinken, sich am Rande der Konferenz treffen werden, erstmalig seit dem Abschuß des Ballons, "den die USA als Spionageballon bezeichnen" [sic]. Er ist nicht einfach ein solcher, AFP distanziert sich, man kann ja nie wissen, wie's kommt!
Der Präsident der Sicherheitskonferenz Dr. Christoph Heusgen, bekannt vom Migrationspakt zur Flutung der EU mit Immigranten, erklärt, die Organisatoren hätten Rußland nicht eingeladen, "weil es mit der Zivilisation gebrochen" hätte. Rußland und die USA wären jetzt direkt im Krieg gegeneinander, ergänzt L'Indépendant. Das weiß Annalena Baerbock schon lange, und zwar für die NATO insgesamt.
Nach dieser langen Einleitung nun zum Interview der Transatlantikerin Isabelle Lasserre mit Michel Duclos, und man traut seinen Augen nicht; denn im Interview liest man, was von der Lage geopolitisch und militärisch zu halten ist. Isabelle Lasserre wird der Atem gestockt haben:
"Der Rest der Welt folgt dem Westen nicht", folgt nicht, im Indikativ, als Tatsache! Das sind ca. 7 Milliarden Menschen. Weltweit herrsche Unverständnis für die Reaktion des Westens, auf den regionalen Krieg. Das sind knapp eine Milliarde Menschen, wenn man Tonga und Tahiti mitzählt.
Die USA und die EU hätten nicht dieselbe Vorstellung davon wie der Rest der Welt. Für diesen "Rest" sei der Krieg ein Ereignis wie viele andere; sie lebten bereits in der Zeit der Rivalität zwischen den USA und China; sie müßten mit China umgehen, und dann wäre da noch das historisch bedingte Ressentiment gegen den Westen, des Kolonialismus und des US-Imperialismus wegen. Die afrikanischen Staaten würfen zusätzlich Frankreich seinen militärischen Interventionismus vor.
Frankreich habe international an Bedeutung verloren, derweil mittlere Staaten wie Indien, die Türkei, der Iran und Saudi-Arabien im Aufstieg begriffen seien. Seit 2006 baue Rußland seine Macht in der Vereinigung der BRICS-Staaten aus. "Bis daß die Schulden uns scheiden", titelt die Asia Times dazu:
Till debt do us part. By Jan Krikke, Asia Times, November 15, 2022
"Die BRICS und andere Volkswirtschaften untersuchen Wege, am Dollar-System vorbei zu kommen". Wenn das gelingt, bleiben die USA mit ihren Staatsschulden von 31,563266 Billionen Dollar und ihren Gesamtschulden von 94,237573 Billionen Dollar [Stand: 18. Februar 2023, 15:40 Uhr] allein zurück.
Trotz zahlreicher Differenzen seien diese Länder, von Michel Duclos ironisch bezeichnet als "der Rest der Welt", einig gegen den Westen. China beschränke seine Unterstützung für Rußland, weil es die Vorzüge der Globalisierung nicht verlieren wolle. So ist das, und man sollte ergänzen: Wenn's hart auf hart kommt, wird China Rußland unterstützen, weil es sonst direkt das nächste Ziel der USA sein wird. Nur im Iran sei das Volk für den Westen, die Regierung aber für den Osten.
Die Kräfteverhältnisse in der Welt hätten sich entwickelt: "Wir sind weniger mächtig als früher. Wenn China wirklich Taiwan einnehmen will, tut es das."
Jedes Wort des Michel Duclos ein Treffer! Nur mit dem Iran vertut er sich. Es ist nicht "das Volk" für den Westen, sondern die jungen Eliten in den Großstädten. Die von Teheran wohnen in Shemiran, am kühlen Nordrand der Stadt. In den Armenvierteln wohnen Hunderttausende radikal-islamischer Familien. Im Süden Teherans heißt der Bezirk „Tup-Xaneh“ = Kanonenhaus“, da nämlich waren die Waffen der iranischen Armee gelagert. Die Mehrheit des Iran neigt außer beim Gebet nach Osten.
Auch Michel Duclos unterschätzt "l'Iran périphérique". Man kann es in diesem Artikel nachlesen:
Diejenigen, die Französisch können und ein Abo auf den Figaro halten, sollten das Interview lesen. Es reicht ein Fünftel der Seiten 2+3, Aufmacher und Leitartikel, Seite 1, sowie den Artikel über den Auftritt des kriegsgeilen Staatspräsidenten Frankreichs, auf der Münchner Sicherheitskonferenz, vom 17. - 19. Februar 2023, in die Tonne zu treten. Die Warnung des NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg vor der "kriegerischen Gesinnung von Putin und vor der Abhängigkeit von China" und die von Kamala Harris an China, der Unterstützung Rußlands wegen, kann man gleich hinterher werfen.
Guerre en Ukraine: le chef de l'Otan met en garde contre le bellicisme de Poutine
et la dépendance à la Chine. Par Le Figaro avec AFP, 18 février 2023
142 teils sehr böse Kommentare! [Stand: 18. Februar 2023, 15:45 Uhr]
Steak-frites, le 18/02/2023 15:42
"Wenn man China zerschlagen hat, nachdem man Rußland zerschlagen hat, geht man über zu Indien? Zum Planeten Mars?"
Und nun auch noch die Drohungen von Antony Blinken an Wang Yi!
In meeting, Blinken warns China's Wang Yi against aiding Russia in Ukraine
By Humeyra Pamuk and Michael Martina, Reuters, February 19, 2023
MUNICH, Feb 18 (Reuters) - U.S. Secretary of State Antony Blinken on Saturday warned top Chinese diplomat Wang Yi of consequences should China provide material support to Russia's invasion of Ukraine, saying in an interview after the two met that Washington was concerned Beijing was considering supplying weapons to Moscow.
Die USA können nichts anderes mehr als drohen. An welche Konsequenzen denkt Antony Blinken? Selbstverständlich wird China den Russen Waffen liefern, oder meint der Außenminister, China werde abwarten, bis die USA daran gehen, das gleiche mit China zu machen, was sie seit 2000 mit Rußland in Arbeit haben, nämlich die Eroberung und Zerschlagung des Riesenreiches zwecks Aneignung von dessen Bodenschätzen? Mit der Ukraine tun sie das eben, bemächtigen sich derer schwarzer Erde.
RAGE AGAINST THE WAR MACHINE
Anti-War Rally - Washington, D.C.
FEBRUARY 19
Lincoln Memorial, 12:30 pm [18:30 MEZ]
The Democrats and Republicans have armed Ukraine with tens of billions of dollars in weapons and military aid. The war has killed tens of thousands, displaced millions, and is pushing us toward a nuclear WW3. Stop funding the war.
Coalition: Libertarian Party and People's Party, Speakers: Ron Paul, Tulsi Gabbard, Dennis Kucinich, Cynthia McKinney, Chris Hedges, Max Blumenthal et al., Demands as listed above
The event was a success! Thank you for tuning in!