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Burma. Eine "Ukraine" gegen China?

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Heute jährt sich nicht nur zum 135. Mal der Geburtstag meiner geliebten Oma, sondern auch zum zweiten Mal die Machtübernahme der Generäle in Burma. Le Figaro widmet dem heute die zwei Seiten 8 und 9. Hier der Leitartikel:

Der burmesische General Min Aung Hlaing defiliert 
während der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit des Landes, in Naypyidaw, am 4. Januar 2023

"Die autokratische Flucht nach vorn der birmanischen Junta"
La fuite en avant autocratique de la junte Birmane. Par Sébastien Falletti, Le Figaro, 31 janvier 2023

Le Figaro veröffentlicht dazu eine Lagekarte Burmas und darin die Namen föderierter Staaten, der Kachin, Chin, Chan, Kayah und Karen. Noch bevor man sich einarbeitet in die politische Lage des Landes der 54 Millionen Einwohner, die Ethnien, die dort mit- und gegeneinander kämpfen, auf die Reihe kriegt, die Regierung und die Oppositionsparteien, sich wie der für die Demokratie begeisterte Europarat ereifert über das Schicksal der  Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die von der Militärjunta inzwischen bis an ihr Lebensende weggesperrt worden ist, betrachte man sich die Lage des Landes, am Golf von Bengalen. 

Burma grenzt an Bangladesch, Indien, China, Laos und Thailand. Die nächste größere Stadt dort ist Chiang Mai. Dort war ich einst dienstlich, und kam bis zur Grenze, im Goldenen Dreieck, Übernachtung im Zelt, draußen schossen und bekriegten sich die Drogenhändler der Shan United Army des Königs der Opiumhändler Khun Sasi, die Kuo Ming Tang und die Khun Sa's United Army. Sie alle waren grenzübergreifend aktiv in Thailand, Laos und Burma. Der ethnische Chinese Khun Sa (1934 - 2007) war ein Drogenbaron und Rebellenführer. Seine Armee  bestand aus 10 000 bis 12 000 Mann.

Auf Fragen, was da los wäre, mitten in der Nacht, bekam ich die Antwort: Man jagt Tiger.

Wenn ich lese, was Figaro-Reporter Sébastien Falletti über das heutige Burma schreibt, so hat sich nicht viel geändert; es werden weiter Tiger gejagt. Ein solcher Zustand lädt die USA geradezu ein, sich wie in der Ukraine zu verhalten und sich von da an die Westgrenze Chinas vor zu robben. Dagegen wird eine friedfertige Regierung wie die von Aung San Suu Kyi nichts unternommen haben; denn die Staatsführer profitieren von der Korruption, und das Volk profitiert von den Investitionen der USA, der EU und anderer westlicher Länder, allen geht's gut, jedenfalls besser als vorher.

Burma aber hat für China strategische Bedeutung. Durch dieses Land hat China den günstigsten Zugang zum Golf von Bengalen, das an Bodenschätzen reiche Land sei ein "Fenster" zum Indischen Ozean. Eine Herrschaft der USA über dieses Land und seine Ausbeutung kann sich China nicht leisten, erst recht keine "Ukraine"!

Jetzt mache das Land einen großen "Schritt rückwärts". Vielleicht wie Deutschland heute?

Die Putschisten, vom 1. Februar 2021, werden von China, Rußland und Indien unterstützt. Der ehemalige Kongreßabgeordnete der Demokraten Tom Andrews ist UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar. Am Vorabend des Jahrestages weist er in einer Presseerklärung den Mitgliedsstaaten der UNO eine "Verantwortung und Rolle zu, zu bestimmen, ob Burmas Militärjunta erfolgreich sein wird, ihr Ziel zu erreichen, als legitim akzeptiert zu werden und ansteigende Kontrolle über eine Nation in Revolte zu erhalten."


Im Augst 2023 will Premierminister General Min Aung Hlaing, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Burmas, "freie und gerechte" Wahlen abhalten, derweil Guerillas wie die People's Defence Force (PDF)  und ethnische Gruppen, die sich um eine Exilregierung in "befreiten Zonen" scharen, darin eine gewaltsame Legalisierung der Militärjunta sehen. Funktionäre der National League for Democracy (NLD) von Aung San Suu Kyi wenden sich von Thailand aus an die Weltöffentlichkeit. Die angekündigten Wahlen seien "Betrug" erklärten die USA laut Sébastien Falletti, während Rußland und China das Militärregime unterstützten.

Wer ist General Min Aung Hlaing? Welcome to Myanmar

Auf den zwei Zeitungsseiten des Figaro folgen nun direkte und indirekte Aufrufe an die "internationale Staatengemeinschaft", den Widerstand durch Waffen zu unterstützen. Die Lufthoheit hätte allein die Militärjunta. Beklagt wird von den Widerstandskämpfern, daß Waffenlieferungen nur an die Ukraine gingen, wo doch Burmas Widerstandsbewegung ebenfalls dringend Unterstützung nötig hätte. Die Kämpfer für Demokratie und 

Ein weiterer Artikel schildert den Anstieg der Opiumproduktion auf das Doppelte seit der Machtübernahme der Militärjunta.

"Burma: Mit den Guerilleros des im Urwald versteckten 'Bataillons des Löwen',
das zu internationaler Hilfe aufruft"
Birmanie: avec les guérilleros du «bataillon du Lion» cachés dans la jungle, 
qui appellent à l’aide internationale. Par Sébastien Falletti, Le Figaro, 31 jnavier 2023

"Seit dem Staatsstreich erreicht die Opiumproduktion Gipfel"
Depuis le coup d'État, la production d'opium atteint des sommets. Par François Camps,

Der Kongreß der USA hat, am 7. April 2022, den Burma Act verabschiedet, ein Gesetz, das der Junta neue Sanktionen auferlegt, aber keine Militärhilfe beinhaltet, sondern nur militärische Ausbildung. Ein Treibstoffembargo für Flugzeuge sei nicht praktikabel, da China, Indien oder auch Thailand mit der Militärjunta ihrer militärstrategischen Interessen zwischen Indischem Ozean und dem Himalaya wegen gemeinsame Sache machten. Nun darf man abwarten, wer zuerst die Stafette von der Ukraine übernimmt, ob Taiwan oder Burma - und wer sich dabei übernimmt.

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