Die drei sind die Brexit-Unterhändler der EU, Prof. Dr. Martin Selmayr, Elmar Brok und Dr. Sabine Weyand. Letztere ist, von Oktober 2016 bis Mai 2019, die Stellvertreterin des Chefunterhändlers Michel Barnier in der Task Force [Arbeitsgruppe] für die Vorbereitung und Durchführung der Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich nach Artikel 50 EUV. Sie sind das "Team der besten Sachverständigen der Kommission". Die Verhandlungen sind fest in deutscher Hand.
Für diese drei Deutschen ist der Chefunterhändler Michel Barnier eine Art Frühstücksdirektor.
Als der Brexit-Spuk nach 1 600 Verhandlungstagen vorüber ist, plant Michel Barnier, sich in den Präsidentschaftswahlkampf 2022 einzubringen. Er gründet die Arbeitsgruppe "Patriote et européen", Patriot und Europäer. Eine merkwürdige Bezeichnung ist das von einem EU-Chefunterhändler. Von Patrioten bemerkt niemand etwas auf der Seite der EU-Unterhändler, sondern da findet man globalisierte Eliten, die mit der jetzigen EU noch ganz andere Pläne haben.
Vor den Abgeordneten der Rechten spricht er, am 16. Februar 2021, von der Unzufriedenheit der Briten, von der Wut des Volkes, die zum Brexit geführt hätten. "Dieses Gefühl findet man auch bei uns," betont er und ruft seine Parteifreunde von den Républicains auf, sich dessen bewußt zu werden.
Am 16. April 2021 spricht Michel Barnier erstmalig, nach Ende seiner EU-Mission, auf einer Konferenz zum Thema Brexit. Wo? In Le Touquet-Paris plage, dem Heimathafen des Emmanuel Macron und seiner Frau Brigitte, geborene Trogneux. Eingeladen wird er vom LR-Bürgermeister Daniel Fasquelle. In dem Ort ist während der Brexit-Verhandlungen ein französisch-britischer Vertrag über die Grenzkontrollen zwischen den beiden Ländern abgeschlossen worden.
Die von Emmanuel Macron in die Politik eingebrachte Oberflächlichkeit, verbunden mit seinen bis zum April 2022 nicht endenden theatralischen Auftritten, werden es schwer bis unmöglich machen, die Lehren aus dem Brexit in eine Politik für Frankreich zu übersetzen.
Michel Barnier begibt sich derweil daran, sein Tagebuch über die Brüsseler Brexit-Zeit auszuwerten, um es zu veröffentlichen:
"Die große Illusion. Das geheime Tagebuch des Brexit (2016-2020)"
Michel Barnier : La grande illusion. Journal secret du Brexit (2016-2020)
Der Verlag stellt das Buch vor: "Von Brüssel nach London, von Dublin nach Nikosia nimmt uns das Tagebuch mit hinter die Kulissen eines Theaters der Diplomatie, wo sich manchmal der reinste Nervenkrieg abspielt. Ein außergewöhnliches Zeugnis über die Kehrseite des Brexit, Europas [gemeint ist die EU] und über diejenigen, die es machen."
In bekannter deutscher Überheblichkeit und auf dem Niveau der drei deutschen "besten Sachverständigen der Kommission" betitelt die FAZ einen Bericht über das Buch desjenigen, der vor seinem Amt als Chefunterhändler in mehreren Regierungen Frankreichs als Minister wirkte, darunter als Außenminister, sowie in verschiedenen Positionen als EU-Kommissar tätig war:
von Thomas Gutschker, Brüssel, FAZ, 5. Mai 2021
Ziemlich beste Feinde: Die damaligen Brexit-Chefunterhändler der Europäischen Union,
Michel Barnier (r.), und des Vereinigten Königreichs, David Frost (hier in Brüssel am 2. März 2020). [EPA-EFE/OLIVIER HOSLET]
Im GRENZECHO weiß dpa/sc, am 7. Mai 2021: "Der Titel führt etwas in die Irre, denn echte Geheimnisse oder Enthüllungen finden sich kaum in den mehr als 500 Seiten. Dafür ist der ehemalige französische Außenminister zu sehr Diplomat, dafür hegt er wohl auch noch zu hohe politische Ambitionen in seiner Heimat. Trotzdem liefert der 70-Jährige eine lesenswerte Chronik der irrwitzigen Wendungen in der endlosen Saga um den britischen Austritt aus der EU."
Dies der Abwertung des Buches vorausgeschickt, wird manches erwähnt, das man in dem Buch liest. Wer sich seit Juni 2016 mit dem Brexit beschäftigt hat, findet darunter viel Lesenswertes.
Ciaran McGrath berichtet, im britischen Express, am 9. Mai 2021, von der Ergänzung der Ausführungen des Michel Barnier über Martin Selmayr, genannt "das Monster von Brüssel", durch einen Insider aus Brüssel, der erklärt habe, daß es allgemein bekannt gewesen sei, daß des Blocks [der EU27] oberster öffentlicher Beamter versucht habe, die Brexit-Verhandlungen an sich zu reißen.
"Nîmes: Erleben Sie die parlamentarischen Tage der Republikaner direkt mit"
Nîmes : vivez les journées parlementaires des Républicains en direct
Par Adrien Boudet, Midi Libre, 9 septembre 2021
Als wenn das alles noch nicht genug wäre an Frechheiten des Michel Barnier. inzwischen Präsidentschaftskandidat, einer der mehreren nicht sehr hoch gehandelten LR-, Agir- und sonstigen rechten und Mitte-Rechts-Kandidaten, erdreistet er sich, auf einer Sitzung der LR- und ehemaligen LR-Abgeordneten und Politiker, in Nîmes, am 9. September 2021, heiße Themen anzusprechen, die in Frankreichs Wahlkämpfen, außer beim Rassemblement National, verpönt sind:
"Zur Einwanderung schätzt Barnier ein, daß 'das Europa von Schengen kein Sieb' sein dürfe, und er schlägt, die Einwanderung betreffend, ein Moratorium vor. Zur Umwelt will Barnier 'die Atomindustrie stärken', er glaubt nicht an Windenergie, wohl aber an mehr Solarenergie. Michel Barnier hat sich ebenfalls geäußert zu Bedeutung und Macht Frankreichs, und zu den öffentlichen Finanzen, nach dem teuren 'was es auch kosten möge' [der Verwaltung der Corona-Pandemie] der Regierung."
Und das von einem, der EU-Bürokraten, 2016, unmittelbar nach dem Brexit-Beschluß, erklärt:
- “J’aurais réussi ma mission si, à la fin, le deal est tellement dur pour les Britanniques qu’ils préféront rester dans l’Union.”
- “I’ll have done my job if, in the end, the deal is so tough on the British that they’d prefer to stay in the EU”.
- "Am Ende hätte ich meine Mission dann erfüllt, wenn der Vertrag so hart ist für die Briten, daß sie es vorziehen, in der Union zu bleiben."
Es werden in Nîmes noch ganz andere Töne gehört vom ehemaligen EU-Chefunterhändler, nämlich "Schreie von 'Frexit', als Michel Barnier die Souveränität über die Einwanderung fordert:"
Cries of 'Frexit' as Michel Barnier demands French sovereignty on immigration
By Tim Stickings, The National News, 10 September 2021
The National News ist eine Kooperation von den US-Demokraten nahestehenden Medien mit den VAE. Da sieht man die Islamisierung der EU gefährdet.
Die Einwanderungspolitik Frankreichs solle nicht behindert werden durch den Gerichtshof der Europäischen Union und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, letzterer keine Einheit der EU. Er verspricht ein Referendum zu den Fragen der Einwanderung in den nächsten Monaten nach seiner Wahl, sollte er Staatspräsident werden.
"'Wir müssen unsere juristische Souveränität über die Einwanderung wiedererlangen, so daß wir nicht mehr länger den Urteilen europäischer Gerichte unterworfen sind.' sagte er. Er wollte auch größeren französischen Einfluß in Europa [der EU]. 'Wir müssen das Gleichgewicht neu ausbalancieren gegen den vorherrschenden deutschen Einfluß,' sagte er. Kürzlich erregte Herr Barnier Aufsehen mit seiner Forderung, daß Einwanderung aus nicht EU-Staaten bis zu fünf Jahre ausgesetzt werden sollte, wobei er das Terrorrisiko zitierte.
In Großbritannien sahen Brexit-Unterstützer in ihm einen, der die Argumente wiederholte, die sie zugunsten des Verlassens der EU vorbrachten."
In Frankreich toben die Medien, Man google "Michel Barnier" Nîmes 9 septembre 2021. Neben den linken französischen Medien schafft es die Alpen-Prawda an die sechste Stelle!
Schimpf und Schande über einen, der nur seine Karriere im Sinn hat. Zu dieser Zeit, jetzt und heute, ist aber jedem klar, daß Michel Barnier nicht Staatspräsident wird; er wird in den Vorwahlen nicht einmal zum Kandidaten gekürt. Wer's nicht glaubt, frage die französischen Think Tanks, die gerade dabei sind, den Erfolg des Emmanuel Macron zu sichern. Sie haben sich bereits 2017 bewährt!
Am selben Tag der bis in die VAE zu vernehmenden "Frexit"-Schreie liest man in der Daily Mail:
"Die Diktatur von Brüssel paßte den Briten nicht ... und sie gingen raus.
Polen sendet Brexit-Warnungen an die EU, nachdem der Block ihnen eine Gerichtsreform befahl"
'The dictatorship of Brussels didn't suit the British ... and they left':
Poland issues Brexit warning to EU after the bloc ordered them to bring in judicial reform
By Chris Jewers for MAILonline, 10 September 2021
Dem Ende der EU sind wir wieder einen Schritt näher gerückt. 😁